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  • Bettina

Beklaut in Peru


Noch am vergangenen Sonntag unterhielt ich mich mit einem Pärchen über die ganzen Horrorgeschichten, die man über Südamerika immer hört. Weder sie noch ich oder irgendjemand, den wir bis zu diesem Tag getroffen hatten, hatte bisher eine negative Erfahrung machen müssen.

Und dann war es Montag. Ich teilte mir ein Dreibettzimmer mit einer Deutschen, die schon zeitig abreiste, und einem Peruaner. Mit ihm hatte ich nicht ein Wort gewechselt. Nicht einmal ein "Hola" war ihm zu entlocken.

Er kam nachts spät zurück. Entsprechend lange schlief er - oder tat zumindest so. Ich selbst wollte einen Tag meine Erkältung auskurieren, hatte nichts geplant und deshalb all meine Sachen im Zimmer, ohne sie zu verschließen. Die wenigen Minuten, die ich im Bad verschwand, um mich anzuziehen und Zähne zu putzen, nutzte dieser Bastard, anders kann ich es nicht sagen, um all meine Wertsachen zu klauen und fluchtartig das Hostel zu verlassen.

Die Rezeptionistin forderte ihn noch zur Zahlung auf. Er erwiederte, er würde wieder kommen, seine Frau warte unten auf ihn. Vom Balkon beobachtete der Besitzer des Hostels, dass er losrannte. Und die Verfolgungsjagd begann.

Ich kam aus dem Bad, das Mädel von der Rezeption fragte mich sofort, ob all meine Sachen da seien und mich traf der Schlag. Laptop, Kreditkarte, Kamera, Objektiv, Geld ... alles weg. José, der Besitzer des Hostels, hatte ihn bereits erwischt und ihm die Schulden für die Übernachtung abgeknöpft. Seine Angestellte informierte ihn telefonisch von dem Diebstahl und er rannte erneut los.

Am Busbahnhof, einen guten Kilometer vom Hostel entfernt, noch bevor der Dieb die Stadt verlassen konnte, erwischte José ihn schließlich erneut, schnappte sich sowohl seinen Rucksack mit all meinen Sachen, als auch den Typ selbst. Die Polizei kam, führte ihn ab und ich erhielt die erlösende Nachricht.

Den ganzen Tag verbrachte ich mit José bei der Polizei. Für mich ist er ein Held. Er selbst war unglaublich wütend, da eine einzige Person innerhalb von kürzester Zeit, sein Business zerstören könnte, das er sich in den letzten sechs Jahren mühsam erarbeitet hatte.

Nach wie vor denke ich nicht schlecht über Peruaner. Das Land wird immer in meinem Herzen bleiben. Besonders wenn ich darüber nachdenke, wie sich alle um mich gesorgt hatten und mit mir verzweifelt waren. Inzwischen habe ich erfahren, dass der Dieb, der kein Ersttäter ist, mindestens 4 Jahre, maximal 8 Jahre Haft zu erwarten hat. José lässt seitdem keine Peruaner mehr in sein Hostel. "Zu unsicher", meint er, "das könne er gegenüber seinen Gästen nicht riskieren."

Was für ein Tag, was für eine Geschichte.

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