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  • Bettina

Abenteuer Danakil *Äthiopien*


Da war es wieder, dieses Gefühl, wenn man ein Land verlässt, das man in kürzester Zeit lieben gelernt hat. Ich beherrschte mich, dass keine Tränen kullerten und suchte meinen Platz im Flugzeug am Flughafen Nairobis. Sehr sensibel bin ich eigentlich nicht, aber Afrika weckt zu viele Emotionen.

Kenia und Uganda waren noch recht ähnlich: das "real Africa", wie man es sich ausmalt. Und es hat mich einfach nur umgehauen. Was mich in Äthiopien erwarten würde, war mir noch nicht ganz klar. Dennoch wusste ich, es würde ganz anders werden.

Heute weiß ich, es wurde anders, aber es wurde großartig und schenkte mir die eindrucksvollsten Tage meines Lebens.

Ich bin in Mek'ele, hatte am Abend zuvor mit Äthiopiern gegessen und gemütlich

zusammengesessen. Sie hatten mir den Anfang in dem noch fremden Land leicht gemacht. Vor meinem Hotel hupt Negasi von World Sun Ethiopia Tours, der mich für mein viertägiges Abenteuer abholt.

Es ist unglaublich heiß. Am Nachmittag kommen wir am Basecamp des Erta Ale an, verkriechen uns in die Schatten spendenden Hütten, trinken Tee und lernen uns kennen. Der Erta Ale ist ein Vulkan in der Danakil-Senke (Danakil Depression) im Norden Äthiopiens. Unsere Gruppe wird von mehreren Fahrern, einem Guide und einem Koch begleitet. Während wir noch zu Abend essen, werden Kamele mit Matratzen und etwas Proviant bepackt und auf den Weg geschickt. Wir gehen um etwa 18:00 Uhr los.

Es wird langsam dunkel, wir holen die Taschenlampen aus den Rucksäcken und kämpfen uns Schritt für Schritt nach oben, begleitet von bewaffneten Soldaten. Hier im Grenzgebiet zu Eritrea ist man nahezu permanent im Begleitschutz des Militärs. Der Aufstieg ist nicht wahnsinnig anstrengend, dennoch bekommt ein Mädel Kreislaufprobleme, eine Frau überspielt die Schmerzen im Knie und eine weitere übergibt sich mehrfach. Die Gruppe zu trennen käme nicht in Frage und so pausieren wir häufig, um alle beisammen zu halten.

Um überhaupt die Möglichkeit zu haben, Schlaf abzubekommen, bevor wir wieder absteigen, müssen wir uns letztendlich für einen der beiden Krater entscheiden. Wir wählen den "alten Vulkan", weil man dort wohl wesentlich näher an die brodelnde Lava gelangt.

Beim ersten Blick vom Kraterrand in die Tiefe verschlägt es uns allen die Sprache. Bilder können diesen Moment nicht einfangen - es herrscht pure Faszination. So etwas Spektakuläres habe ich nie zuvor gesehen.

Noch vor 2 Monaten hatte die Lava ein wesentlich höheres Level erreicht. Dort, wo wir gerade stehen, floss zu dem Zeitpunkt die glühende Masse. An manchen Stellen bricht man sogar leicht ein, da die Lava noch nicht vollständig ausgehärtet ist. Schließlich schlafen wir unter einem wunderbaren Sternenhimmel.

Nicht nur, weil der Vulkan im Dunkeln viel faszinierender wirkt, sind wir bei Nacht unterwegs, sondern auch, um der Hitze zu entkommen. Um 3:30 Uhr treten wir den Rückweg an, um möglichst weit unten zu sein, wenn die Sonne aufgeht.

Nach dem Frühstück fahren wir etliche Stunden weiter Richtung Norden. Als wir unser nächstes Camp erreichen, das Zuhause der Afar, die hier Salz abbauen, ist es extrem windig, sodass selbst das Atmen schwerfällt. Die Augen tränen, weil einem der Sand rein fliegt. Stimmen werden laut, dass wir unmöglich hier schlafen könnten. Ich schäme mich fürchterlich, als mich der Guide fragt, was ich dazu sagen würde. Er könne ja nichts ändern, das sei Natur. "Mir geht es gut, ich kann hier schlafen.", sage ich ihm und meine es auch so. Wir sind hier, um zu erfahren, wie die Menschen in der Salzwüste leben. Was erwarten wir - ein Hotel irgendwo im Nirgendwo?

Am Abend bekommen wir landestypische Küche (vielleicht ist dir die Ziege auf dem Pick Up aufgefallen), was unheimlich lecker ist. Einer der Afar-People, "King Mohamad", performt Michael Jackson und reißt sich sein Shirt vom Leib. Ich kriege mich kaum ein vor Lachen und fühle mich wie bei "Äthiopien sucht den Superstar". Die Kamele seien seine Familie, erzählt er später. Eines Tages möchte er in die USA, fliegen käme allerdings nicht für ihn infrage. Ohne Kamele - ohne ihn. Es ist eine andere Welt hier, ganz klar.

Neuer Tag, neues Naturschauspiel. Über das "weiße Meer" fahren wir nach Dallol. Dallol ist ein außergewöhnliches Geothermalgebiet und zugleich der heißeste Ort der Erde. Aus den Mineralien, die hier an die Oberfläche transportiert werden, entstehen farbenprächtige Ablagerungen in den wildesten Formen. Die aufsteigenden Gase riechen teilweise penetrant nach faulen Eiern.

Wie schon erwähnt, haben wir unseren Schlafplatz dort, wo die Salzarbeiter leben. Wie und wo sie arbeiten, erfahren wir als nächstes. Die Bedingungen sind extrem. Lediglich im Juli und August pausieren sie, da die Temperaturen in diesen Monaten 60° C erreichen. Blutende Männer stehen plötzlich vor mir. Auch wenn ich sie nicht verstehe, weiß ich ja was sie benötigen. Das Salz ist scharf, ihr Werkzeug ebenfalls. Sie haben Schnittwunden an den Händen, aber selbst nicht die Möglichlichkeit, sie zu desinfizieren oder zu verbinden.

Jeden Morgen werden die 200 Männer auf der Ladefläche von zwei LKW in die Salzwüste verfrachtet und abends wieder abgeholt. Die Kamele, die das Salz befördern, und ihre Treiber sind insgesamt zwei Wochen unterwegs, eine Woche hin und eine Woche zurück. Jeden Tag kommen 4.000 Kamele und einige Esel in die Wüste. Ein Arbeiter baut am Tag etwa 150 Salzblöcke ab. Pro Stück erhält er 5-6 Birr (ca. 20 Cent), ein Kamelbesitzer verkauft sie auf dem Markt für ein Vielfaches (40-50 Birr). Ich frage unseren Guide, warum sie keine LKWs einsetzen. Grundsätzlich sei dies möglich, aber es würde zu viele Arbeitsplätze kosten. Für äthiopische Verhältnisse ist der Verdienst, auch wenn die Umstände eigentlich untragbar sind, recht gut.

Am Abend trinken wir noch ein, zwei Bierchen und lassen die Tage Revue passieren. Am nächsten Morgen fahren wir zurück nach Mek'ele. Ich habe mich selten so sehr auf eine Dusche gefreut und das, obwohl es in meinem Hotel nur kaltes Wasser gab. :-)

#Afrika #Äthiopien #Backpacking #Fernreise

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