- Bettina
Istanbul

Sobald der Muezzin zum Gebet ruft bist du gepackt von der Atmosphäre der Stadt. Kreischende Möwen, das Rauschen des Bosporus, eifrige Händler, die ihre Waren anpreisen. Der Trubel nimmt dich mit, die Gastfreundlichkeit haut dich um.
Morgens, 9:30 Uhr in Istanbul. An der Straßenecke wartet ein Mann geduldig auf Kunden, für die er frischen Orangensaft pressen darf. Ein paar Meter später werden diese wahnsinnig leckeren Hefe-Sesam-Kringel angeboten. Genau so geht es weiter, während man den Gassen folgt, die sich zwischen Moscheen und alten Gemäuern schlängeln. Der Tag könnte besser nicht anfangen.
Istanbul ist kunterbunt und in Bewegung. Am Goldenen Horn legen die Restaurantschiffe an, gleich neben den Fähren, die einen auf den asiatischen Kontinent bringen. Nebenan Straßenmusiker, tanzende Kinder, Frauen mit Kopftüchern, die im Rhythmus klatschen. Diese Metropole hat mich jetzt schon in ihren Bann gezogen.
Ich wurde noch in keiner anderen Stadt so häufig gefragt, ob ich "lost" sei. Man verläuft sich so unglaublich schnell, bekommt aber mindestens genauso schnell Hilfe angeboten. Glücklicherweise gelangt man irgendwann immer wieder an einen markanten Platz, von dem aus man sich orientieren kann.
Wir wohnten beispielsweise nicht weit vom Großen Basar. Sobald wir in dessen Nähe waren wussten wir also, irgendwie werden wir schon heim finden. Der Große Basar ist ein wirklich grandioses Schauspiel. Es wird gefeilscht, es wird übers Ohr gehauen, man soll und darf an jeder Ecke Süßigkeiten probieren. Es riecht nach Tee und Gewürzen und das bunte Licht der orientalischen Glaslampen erzeugt eine faszinierende Atmosphäre. Allzu sehr will man sich für die Waren gar nicht interessieren, sonst kommt man nur schwierig aus der Nummer wieder raus.
Wer denkt, das sei es gewesen, der irrt gewaltig. Neben dem Ägyptischen Basar, der nicht ganz so touristisch ist wie der Großen Basar, sind selbst die Gassen reinste Handelsorte:
Die wohl beeindruckendsten Bauwerke Istanbuls sind die Hagia Sophia und die Blaue Moschee im Stadtteil Eminönü. Bei unserem Besuch (Mai 2015) wurde das Innere der Hagia Sophia gerade aufwendig restauriert. Trotz ziemlich viel Gerüst waren wir begeistert. Die einstige byzantinische Kirche, die später zur Moschee wurde, ist mittlerweile ein reines Museum.

Die Blaue Moschee hat mich jedoch am meisten beeindruckt - sie ist einfach wahnsinnig schön, filigran und edel. Betreten darf man sie nur ohne Schuhe und als Frau mit Kopfbedeckung. Die Tücher kann man sich am Eingang leihen, wenn man selbst nichts dabei hat. Einfach nicht darüber nachdenken, wieviele Köpfe jedes einzelne schon geziert hat.
Wer genug historische Luft geschnuppert hat, kann das modernere Istanbul im Stadtteil Beyoglu erleben. Es gibt hier unzählige Lokale und Kneipen. Entlang der Istiklal Caddesi, der Straße zwischen Tünel-Platz und Taksim-Platz, reihen sich die Einkaufsläden. Hier fährt zur Freude der Kinder auch die hübsche historische Straßenbahn, auf die sie aufspringen und sich so eine kostenlose Mitfahrt ergattern.
Was man auf gar keinen Fall verpassen sollte, ist der Ausblick vom Galataturm. Der Ansturm ist zwar groß und der Platz oben etwas beengt, aber der Blick auf die Altstadt und den Bosporus ist der Hammer.
Einen Tag verbrachten wir auch auf der asiatischen Seite Istanbuls, im Stadtteil Kadikoy. Mit der Fähre ist die Überfahrt äußerst günstig (ich meine etwa 3 €). Am Hafen findet man ein typisches Bild vor: Angler neben Angler. In den Gassen werden frische Lebensmittel angeboten.
Ich bin mit ziemlicher Sicherheit schon häufig von Taxifahrern abgezockt worden, aber so offensichtlich hatte ich es bisher noch nicht erlebt: Das Taxameter hatte zufällig erst kurz vor Ende der Fahrt seine Funktionstüchtigkeit zurückerworben, wie durch Geisterhand. Der Fahrer nannte uns einen dreisten Preis, wir hatten keine kleinen Geldscheine und er gab uns trotz heftiger Widerrede kein Wechselgeld zurück. Auf ausgehandelte Festpreise vor der Fahrt ließ sich keiner ein. Für uns blieb es bei dieser einen Taxifahrt.
Diese etwas miese Erfahrung trübte unsere Stimmung allenfalls fünf Minuten. Insgesamt waren wir erstaunt über so viel Herzlichkeit, freundliche Gesten und Einladungen zu Apfeltee und türkischem Kaffee. Der Besuch in einem Türkischen Hamam war ein Erlebnis für sich.
Eine weitere Reise in die Türkei folgt bestimmt...