- Bettina
Into the wild: das südliche Amazonasgebiet um Puerto Maldonado *Peru*

Da fühlt man sich kurze Zeit wie Mogli, aber als die erste Kakerlake in meinem Rucksack sitzt, merke ich recht schnell, dass ich doch kein Dschungelkind bin. Ich bin komplett verstochen von Mosquitos. Selten hatte ich ein so ungleich verteiltes Gefühl von Zuneigung gespürt, wie mit diesen Viechern. Sie lieben mich, ich sie nicht. Autan Tropical hält ebenfalls keineswegs zu mir.
Die meisten Touristen erleben den Dschungel im Norden Perus - in Tarapoto oder Iquitos. Sei es aufgrund ihres Interesses an der Natur oder einer dubiosen Ayahuasca-Zeremonie, bei der sie sich teilweise wochenlang unter Moskitonetze kauern und durch irgendwelche Pflanzensäfte den Körper reinigen und zu sich selbst finden. Die verrücktesten Geschichten habe ich gehört und manchmal frage ich mich, wie sehr ich hinter dem Mond lebe, dass ich über solche Dinge nie zuvor Bescheid wusste. Mein Blick muss entsetzt gewesen sein, als schnell ein "Du musst das natürlich nicht ausprobieren!" folgt. Nun ja, für solche Dinge bin ich die wohl unempfänglichste Person, die man sich vorstellen kann.
Puerto Maldonado liegt nicht auf der typischen Peru-Route. Dies mag daran liegen, dass ein Besuch 17 Busstunden von Arequipa oder 10 Busstunden von Cusco beansprucht. Allerdings gibt es auch Flüge in das ruhige Dschungelstädtchen. Tatsächlich habe ich das Gefühl, ziemlich die einzige Nicht-Peruanerin zu sein. Schade für Puerto Maldonado und den dortigen Tourismus, aber schön für mich. Im europäischen Sommer, so versichert man mir, sei hier mehr los.
Meine 2-Tages-Tour in den Dschungel
In Puerto Maldonado gibt es direkt am Plaza de Armas eine kleine Fußgängerzone, in der sich mehrere Tourenanbieter angesammelt haben. Die meisten verfügen über ein ähnliches Angebot. Ich entscheide mich für ein Zwei-Tages-Programm mit Tambopata Wild, das aus einem Activity-Tag, einer Übernachtung mit Vollpension in einer schönen Lodge und dem Besuch des Lake Sandovals am nächsten Tag besteht. 300 Soles kostet dieses All-Inklusive-Paket, was etwa 75 € entspricht. In Ecuador hatte ich für ein ähnliches Programm vor zwei Jahren den dreifachen Preis gezahlt.
Um 9:00 Uhr morgens geht es los. Am Bootssteg des Rio Madre de Dios angekommten steigen wir ein, ziehen uns Schwimmwesten über und schon beginnt das Abenteuer. Im Regenwald steht uns das Wasser teilweise fast bis zu den Knien. Wir sind auf dem Weg zu einem Turm, von dem wir über eine wacklige Hängebrücke durch die Baumwipfel marschieren und uns danach, dank Zip Line, ein bisschen wie Tarzan fühlen dürfen.

Auf der sogenannten Insel der Affen sehen wir nicht einen einzigen. Auch von Bananen lassen sie sich nicht beeindrucken, da das Angebot an Früchten gerade so groß ist, dass dieser Bestechungsversuch nicht ankommt. Unser Guide schafft es dennoch, unseren Adrenalinspiegel für einen kurzen Moment in die Höhe schnellen zu lassen. "Back, back, back! Go back! I can hear a Jaguar!" Sein Ernst? Ich weiß in dem Moment nicht, ob ich mich freuen oder Angst haben soll. Seine Worte drängen mich eher in die zweite Gefühlslage.
Er holt einen anderen Guide dazu und geht langsam vor. Wir warten, schauen uns mit großen Augen an und haben ein unsicheres Grinsen im Gesicht. Dann wird alles revidiert. Es handelt sich um eine Horde Weißlippen-Pekaris, eine wilde Schweineart in diesen Regionen. Es sollen bis zu 60 Tiere gewesen sein. Auch nicht gerade ungefährlich, wie Alejandro uns wissen lässt.
Später, bei Dunkelheit, wird das Motorboot erneut angeschmissen. Bei Nacht ist es am einfachsten, Kaimane zu spotten, da ihre Augen reflektieren, wenn man mit einer Taschenlampe über die Wasseroberfläche schwenkt. Und tatsächlich haben wir Glück, sehen keine riesigen Exemplare, aber das liegt daran, dass die bis zu 5 Meter großen Tiere außschließlich im Lake Sandoval vorkommen und nicht in diesem Flussstück. Was mir noch viel besser gefällt ist ein Wasserschwein, dass sich am Ufer niedergelassen hat. Dies sind diese Tiere, die aussehen wie riesige Meerschweinchen.
Am nächsten Morgen klingelt der Wecker bereits um 4:00 Uhr, Frühstück wird um 4:30 Uhr aufgetischt und um 5:00 Uhr machen wir uns auf den Weg. Der Lago Sandoval ist eines der Highlights in der Umgebung von Puerto Maldonado und liegt bereits im Naturreservat Tambopata. Unser Guide empfiehlt Gummistiefel anzuziehen, da es, falls es regnet, äußerst matschig werden kann. Am Vortag hatten wir absolutes Tropenklima. Die Begründung, dass schließlich der letzte Tag der Regenzeit sei (31. März) und es erst ab April nicht mehr regnet, überzeugte mich nicht ausreichend. So bin ich also mit meinen Trekkingschuhen unterwegs und natürlich schüttet es. Und natürlich wird es extrem matschig. Und natürlich steht mir das Wasser in den Schuhen. Aber manchmal muss man fühlen, wenn man nicht hören will. Halb so wild ist es dennoch, denn warm ist es nach wie vor.
So paddeln wir über den See, wie kleine Zwerge unter unseren Regenponchos. Faszinierend ist es allemal. Ein Schrei, für mich klingt es wie ein Säugling, und unser Guide bittet um "volle Kraft voraus". Es sind Riesenotter. Sie frühstücken gerade Piranhas und Schildkröten, Kämpfen lautstark um ihr Fressen und lassen uns dabei zusehen. Anacondas leben hier ebenfalls, sowie die riesigen bis zu 5 Meter langen Kaimane. Mit dem Regen hat man natürlich nicht so großes Glück, viele Tiere zu sehen. Herrlich ist der See aber dennoch.
Nach einem Nickerchen in der Hängematte geht mein Boot am späten Nachmittag im Sonnenuntergang zurück nach Puerto Maldonado.

Besuch auf der Schmetterlingsfarm
In der Nähe des Flughafens von Puerto Maldonado liegt das Mariposario Tambopata. Nachdem mich die riesigen Schmetterlinge im Regenwald wirklich faszinieren, besuche ich diesen Ort mit Freude. Mir wird alles im Detail erklärt, die Entwicklung der Schmetterlinge vom Ei bis zum Davonfliegen gezeigt. Man kann tatsächlich zusehen, wie sie sich aus ihren Puppen kämpfen und die ersten Flügelschläge üben.
Das Mariposario kostet für Erwachsene 18 Soles (etwa 4,50 €), für Schüler / Studenten 11 Soles (etwa 2,75 €) und für Kinder von 4-12 J. 9 Soles (etwa 2,25 €).
Öffnungszeiten:
Mo - Sa 08:00 bis 17:00 Uhr
So 09:00 bis 17:00 Uhr
Meine Unterkünfte
Ich hatte anfangs im Pirwa Maldonado Hostel übernachtet, da die Innenstadt von dieser Unterkunft zu Fuß gut erreichbar ist. Im 4-Bett-Zimmer, das ich für mich alleine hatte, inkl. gutem Frühstück zahlte ich 8 € / Nacht. Das Hostel war sehr sauber, die Duschen warm. Ich würde hier wieder schlafen, auch wenn es kein Ort ist, um leicht in Kontakt mit anderen Reisenden zu kommen.
Zur Buchung gelangst du hier.
Eine weitere Nacht verbrachte ich in der Anaconda Lodge. Diese Unterkunft ist in der Nähe der Schmetterlingsfarm und des Flughafens. In die Stadt gelangt man zu Fuß eher schlecht, aber es gibt genügend Tuk Tuks, die man für den Weg anhalten kann. Man hat auch hier ein leckeres Frühstück inklusive und zudem gibt es Thailändische Küche nach Karte. Die kleinen Bungalows sind äußerst gemütlich, die ganzen Pflanzen und auch Tiere geben einem das Gefühl, mitten im Dschungel zu sein. Es gibt tatsächlich von Vogelspinnen bis Brüllaffen so einiges, allerdings muss man auch mögen, dass die Äffchen auf einem herumhüpfen, während man sich am Pool sonnen will. Ich fand das etwas nervig. Sie sind zu sehr an den Menschen gewöhnt. Am Abreisetag durfte ich bis abends in meinem Bungalow bleiben, was ich toll fand, da ich mit dem Nachtbus weiter wollte.
Inkl. Frühstück zahlte ich für den Bungalow 16 € / Nacht.
Zur Buchung gelangst du hier.
An- und Weiterreise
Von Arequipa bin ich mit der Busgesellschaft Civa (Superciva) für 80 Soles (etwa 20 €) nach Puerto Maldonado gefahren. Der Bus fährt über Nacht, insgesamt etwa 17,5 Stunden. Ein Abendessen und Frühstück wird hier ebenfalls serviert. Ich fand den Bus super bequem und die Fahrt trotz vieler Stunden ganz angenehm. Abfahrt war um 16:00 Uhr.
Von Puerto Maldonado nach Cusco bin ich ebenfalls mit Civa (Excluciva) für 50 Soles (etwa 12,50 €) unterwegs. Dieser Nachtbus benötigte etwa 10 Stunden. Hier gab es einen kleinen Snack. Abfahrt war um 21:00 Uhr.
In Puerto Maldonado gibt es außerdem einen Flughafen. Mit Flügen hatte ich keine Erfahrungen.
