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  • AutorenbildBettina

Sansibar - ein Blick hinter die Kulissen

Aktualisiert: 31. Mai 2021

Dieser Beitrag soll überhaupt keinen falschen Eindruck entstehen lassen. Ich liebe Afrika. Ich liebe Tansania. Und ich liebe Sansibar. Mich stören diese Dinge, die ich nennen werde - okay ... bis auf den Müll - nicht. Nicht für ein paar Wochen während einer Reise zumindest. Besonders in diesem Jahr habe ich jedoch festgestellt, wie sich der Tourismus auf der Insel verändert hat. Sansibar wird plötzlich interessant für Gäste aller Welt, ist aber vielleicht einfach (noch) nicht für sie bereit. Möglicherweise ist es aber auch einfach umgekehrt.


So paradiesisch Sansibar auch wirken mag, verlässt man die Strände ist das Bild oftmals ein anderes. Einheimische leben in einfachsten Verhältnissen. Die grauen kleinen Häuschen zerfallen, die Straßen bestehen abseits der Hauptverkehrsadern entweder aus Sand oder aus Schlaglöchern. Man befindet sich in einem Entwicklungsland.


Die Englischkenntnisse jedes noch so kleinen Kindes genügen für ein „Mzungu, give money!“ oder der Frage nach Süßigkeiten. Und Touristen fördern das. Vielleicht bekommen sie ja dafür ein Foto mit einem süßen, exotischen Kind am Strand. Yay. Schade, dass die bettelnden Menschen in Stone Town nicht so fotogen sind, wenn sie um Essen fragen.


Die Strände Sansibars sind toll, keine Frage. Das Bewusstsein für die Umwelt ist trotzdem nicht auf einem Stand, den man sich wünschen würde. Müll ist ein riesiges Problem, Plastik liegt überall.


Für Schnorcheln und Tauchen ist Sansibar ein beliebter Spot. Im Süden der Insel kann man Delfine sehen. Von anderen Reisenden habe ich gehört, dass die Delfine von all den Touristenbooten verfolgt werden und sie kein so gutes Gefühl dabei hatten. Vielleicht kann man irgendwann einmal dazu übergehen, die Motoren abzustellen und den Tieren ihren Lebensraum lassen, während man sich an ihnen erfreut. Auch bei den Fotos der Schnorchel-Touren war mir schnell klar, dass dies nicht meine Welt ist, wenn man mit einem Seestern in der Hand posierend abgelichtet wird. Man sieht sie doch auch so – ich verstehe es nicht. Ganz ganz sicher gibt es auch sehr gute Touren-Anbieter, das zweifle ich nicht an. Eine Verantwortung liegt hier jedoch ganz klar auch beim Kunden.


Weiterhin kommen die üblichen kleineren Problemchen vor: Stromausfall, schwaches Netzwerk, leere Geldautomaten und je nach Unterkunft warmes oder eben auch nur kaltes Wasser. Das muss einem klar sein, oder man greift tief in die Tasche für entsprechenden Luxus.


Anmachen als Frau stehen an der Tagesordnung. Punkt.


Was will ich mit diesem Beitrag aussagen?


Ich möchte lediglich realistische Erwartung schaffen. Ich denke, Sansibar ist eben nicht für jedermann das richtige Ziel.


Ich habe einen wütenden Mann erlebt, der auf einen PCR-Befund wartete, während wieder einmal der Strom ausgefallen war. Er regte sich auf, erzählte zig mal, wie viel Geld er bezahlt hatte. Ich verstehe ihn in einem gewissen Maß, war selbst natürlich auch nicht erfreut. Aber irgendwann musste ich ihn bremsen - ich konnte es einfach nicht mit anhören. Ich fragte ihn, ob er wisse, wo er sei. Er wäre lieber wo anders, "keine Sorge!", wenn es Corona erlauben würde, war die Antwort.


Ich bin mir sicher, Sansibar ist dankbar für die Touristen, die sie über die Krise gerettet haben. Aber muss man das haben?


Was Sansibar ausmacht, ist ein einmaliges Lebensgefühl, Lagerfeuernächte, der Klang der Moscheen, liebenswerte Menschen, Beach Vibes, der Duft indischer Küche und scharfer Ingwertees, ein respektvolles Miteinander, warme Sommernächte, Reggae, hakuna matata und pole pole. Und das suche ich, wenn ich hier her komme.


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