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  • Bettina

Das Leben am Fluss in Tortuguero *Costa Rica*


Ich bin komplett verwirrt. Im Bus nach Pavona zeigt mir jemand sein Handy und fragt, ob ich meinen Namen irgendwo sehen kann. „Ja, gleich die erste Person der Liste.“ Dann im Tourenbüro an der Bootsanlegestelle der Nächste. „Warum hat hier jeder meinen Namen?“ Das würde auch in Tortuguero bei der Ankunft wieder so sein, entgegnet er. Es sei zur Sicherheit der Touristen und dass sie sich einfacher hier zurechtfinden. „Aha!“ Dabei möchte ich mich doch gar nicht fühlen, wie in einer toll organisierten Gruppenreise.

Und so steht also auch in Tortuguero am Steg ein junger Tico mit meinem Namen auf dem Zettel, den er mir entgegenhält. Er bringt mich zu meinem Hostel. In dem kleinen Ort, in dem noch nicht einmal Autos fahren, hätte ich das vermutlich auch selbst noch hinbekommen. Ich nehme es mit einem Schmunzeln hin. Es gibt eine schmale Straße, die für Fahrradfahrer und Fußgänger da ist. Auf einer Seite wird der Ort vom Fluss begrenzt, auf der anderen vom karibischen Meer. Auf dem Weg unterhalte ich mich mit Berny über all das, was es hier zu sehen gibt, er zeigt mir sein Dorf, holt mir eine Kokosnuss vom Baum, ich probiere eine Termite, wir finden Babyschildkröten, bei ihrem ersten Weg ins Meer und abends gehen wir gemeinsam in die Dorfdisco, um ein wenig zu Salsa und Bachata zu tanzen. So oder so ähnlich geht es mir so oft. Freundschaften knüpft man hier binnen weniger Minuten. Genauso schnell lässt man sie aber auch auf der Reise zurück.

Gleich unmittelbar an den Ort grenzt der Nationalpark. Dieser kostet stolze 15 $ Eintritt, für manche Touren, die in den Nationalpark führen, muss man diesen Betrag von Grund auf bezahlen. Das Ticket ist einen Tag gültig und so bietet es sich an, selbst noch einen Streifzug durch den Regenwald zu unternehmen. Der Hinweis auf anderes Schuhwerk vom Ticketkontrolleur kommt nicht von ungefähr. Ich versuche es erst so, kehre aber schon nach zwei Minuten wieder um, um mir für einen Dollar doch noch Gummistiefel zu leihen. Inzwischen bin ich so getrimmt, dass mir ständig unnötige Dinge aufgeschwatzt werden, sodass ich von vornherein erst einmal ablehne und mich selbst überzeuge. Manchmal haben sie halt doch Recht.

Ich genieße die Geräusche des Dschungels und das gleichmäßige Meeresrauschen. Hier und da beobachte ich Affen in den Bäumen, wie sie sich geschickt durch die Baumkronen hangeln.

Am Morgen hatte es heftig geregnet, das übliche Wetter im August. Ich saß in einem Kanu unter meinem Regenponcho und habe mir aus dieser Perspektive das Leben am Fluss genauer angesehen. Die Häuser, wie sie sich nahezu über das Ufer beugen, Echsen, die über das Wasser bis auf die andere Seite laufen können, Affen und Faultiere beim Blick gen Himmel und dank etwas Glück Kaimane und Schildkröten im Wasser. Zusätzlich zum Parkeintritt habe ich für diese Tour nochmals 20 USD gezahlt. Der übliche Preis liegt bei 25 USD, aber ein bisschen Verhandeln gehört schließlich dazu.

Weitere Angebote bestehen in Tag- oder Nachttouren oder einer Beobachtung der riesigen Meeresschildkröten bei Dunkelheit. Der Ökotourismus hat in Tortuguero dazu beigetragen, dass es für die Einwohner lukrativer ist, in dieser Sparte zu arbeiten, als beispielsweise Schildkröten zu jagen. Insgesamt wird in Costa Rica ein gesteigerter Wert auf Tier- und Naturschutz gelegt. Empfindliche Strafen erwarten denjenigen, der Schildkröteneier klaut oder gegen sonstige Verbote verstößt.

Übrigens herrscht bei Nacht nicht nur an der Küste reges Treiben, wenn die Schildkröten aus dem Meer zu ihren Nestern kommen, am Fluss werden zwischen 4:00 Uhr und 5:00 Uhr Andere munter. Man erzählt mir, man könne um diese Zeit Manatis beim Fressen beobachten oder Delfine, wie sie den Fluss nach oben schwimmen.

Für mich herrscht hier eine Stimmung, die ich so noch nirgends erlebt habe und von Beginn an unglaublich gerne mag. Ich bin fasziniert, sitze hier stundenlange Regengüsse aus, um mich danach wieder über das Meer, den Dschungel und die sensationelle Tierwelt zu freuen.

Und dann kommt mein Boot, es geht zurück in eine normalere Welt. Wann ich zurückkommen würde, will Berny wissen. "Vielleicht in ein paar Jahren, vielleicht nie.", gebe ich zur Antwort.

An- und Weiterreise

Von Puerto Viejo kommend ist es nicht nötig, erst nach San José zu fahren. Vielmehr sieht die Route wie folgt aus:

Bus nach Limón: 1.910 CRC (etwa 2,91 €*) / ca. 1 1/4 Std.

Bus nach Guápiles: Busse fahren stündlich / 2.270 CRC (etwa 3,46 €*) / ca. 2 Std.

Bus nach Cariari: Busse fahren alle 15 Min. / 520 CRC (etwa 0,79 €*) / ca. 3/4 Std.

Bus nach Pavona (direkt zur Bootsanlegestelle): 5:00 Uhr / 9:00 Uhr / 11:30 Uhr / 15:00 Uhr // 1.120 CRC (etwa 1,71 €*) / gute Std.

Boot nach Tortuguero: Boote warten auf die Busse / 2.500 CRC (etwa 3,81 €*) / ca. 40 Min

Um von Tortuguero nach San José zu gelangen, steigt man lediglich in Cariari um.

*Wechselkurs Stand 8/2018

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