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  • Bettina

La Paz - die positive Überraschung *Bolivien*


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Entweder man hasst die Stadt oder man liebt sie. Ich gehöre eindeutig zu der positiv gestimmten Fraktion. Und das nicht etwa deshalb, weil die Stadt so schön ist - das ist ganz sicher nicht der Fall - sondern wegen diesen wahnsinnig interessanten Geschichten, die sich hinter jeder Straßenecke verbergen.

So stehen beispielsweise die meisten Häuser deswegen unverputzt wie im Rohbau da, da man so als Hausbesitzer weniger Steuern zahlt. Man behauptet bis in alle Ewigkeit, das Haus sei noch nicht fertig und spart dadurch bares Geld.

La Paz ist zwar nicht die Hauptstadt Boliviens, aber hier wird regiert, verwaltet und das Land dirigiert. Sogar das Regierungsgebäude wurde Stein für Stein von Sucre nach La Paz umgesiedelt. Unvorstellbar, wenn man zuvor eine ganze Nacht im Bus verbrachte, um von einer in die nächste Stadt zu gelangen.

Das besondere am Regierungssitz La Paz: er ist mit einer Höhe von etwa 3.600 m über dem Meeresspiegel der höchstgelegene der Welt. In meinem Hostelzimmer geht es mal wieder drei Reisenden schlecht wegen der Höhe. Ich schnappe glücklicherweise lediglich öfter nach Luft, bei dem ständigen Auf und Ab in den Gassen.

La Paz sei gefährlich, hatte man mir im Voraus oft angekündigt. Ich kann mir schon vorstellen, dass die Kriminalitätsrate höher ist, als im friedlichen Sucre. Persönlich hatte ich aber weder selbst etwas Negatives erlebt, noch von Anderen gehört. Alles safe, so war mein Eindruck.

Dadurch, dass La Paz quasi nahtlos in die Nachbarstadt El Alto übergeht, wirkt die Stadt unheimlich riesig. Nach Santa Cruz und El Alto steht La Paz größentechnisch an dritter Stelle Boliviens. Was das Chaos anbelangt, könnte sie jedoch Spitzenreiter sein.

Um die verstopften Straßen etwas zu leeren und vor allem ein schnelleres Transportmittel als die üblichen Minibusse, die sich im Stop-and-Go-Modus durch die Stadt schleppen, anzubieten, wurden mehrere Seilbahnlinien errichtet. Bequem und schnell schwebt man über den Trubel hinweg und erreicht sein Wunschziel in wenigen Minuten. Für die Einwohner ist dies inzwischen der reguläre Weg zur Arbeit, von einem zum anderen Stadtviertel oder hoch nach El Alto. Weitere Linien sollen in den nächsten Jahren folgen. Teilweise wird die benötigte Energie über Solarkollektoren auf den Kabinien eingespeist. Ein weiterer entlastender Aspekt für die Stadt, wenn man an all die Abgase denkt.

Die Privatsphäre wird in manchen Häusern allerdings ziemlich gestört. In dem reicheren Viertel haben schon einige Hauseigentümer die Flucht ergriffen, weil sie sich beim Sonnen im Garten oder durch die Blicke ins Wohnzimmer gestört fühlten.

 

Die Uhren ticken hier anders

Und ich hätte es noch nicht einmal bemerkt, wäre ich nicht darauf hingewiesen worden. Quasi über Nacht wurde hier am Plaza Murillo das Ziffernblatt gedreht.

Die Einwohner seien sehr verwundert gewesen über diese Spinnerei und erwarteten eine Erklärung. Diese wurde auch geliefert und ist, wie ich finde, sehr schön. Die indigenenen, naturverbundenen Völker richteten sich nach der Sonne. Die Sonnenuhr funktioniert bekanntlich in entgegengesetzter Richtung, gegen den Uhrzeigersinn. In Anlehnung daran, wurde dieser Richtungswechsel eingeschlagen. Auf dem Foto ist es demnach gerade 16:37 Uhr. Verrückt, oder?

Auch Hexen treiben ihr Unwesen

In La Paz gibt es einen Hexenmarkt, der etwas kommerziell wirkt, aber tatsächlich auch gelebte Hexenzeremonien. Zur Hexe wird man durch einen überlebten Blitzschlag oder als erstgeborene Tochter einer solchen Person. Dass Menschen in dieser Höhe von Blitzen getroffen werden, soll wohl keine Seltenheit sein. Die Frauen, die überleben, sollen plötzliche Fähigkeiten und Kenntnisse erlangen, die sich nicht erklären lassen.

In diesen grünen Häuschen leben sie. Sofern man Interesse an einer Zeremonie hat, spürt man wohl, zu welcher Hexe man sich hingezogen fühlt. In einer Zeremonie wird üblicherweise um Dinge, wie Gesundheit, Geld, Bildung oder ein neues Auto gebeten. Dies erfolgt mit symbolischen Gegenständen und einer von der Hexe vorbereiteten Feuerschale. Auf dem Foto rechts handelt es sich vermutlich um einen Vater und seinen kranken Sohn, für den die Prozedur im Gange ist. Auch wenn ich an all das nicht glaube, spannend finde ich es zweifelsohne.

Bei bedeutenden Lebenssituationen werden Lamaföten verwendet. So befindet sich angeblich unter jedem Haus in La Paz ein verbrannter Lamafötus. Dies hat den Grund, dass man ein Stück Pachamama (Mutter Erde) zerstört und hierfür um Vergebung und Glück für das Haus bittet. Die Lamas gehen den Muttertieren auf natürlichem Weg ab, da sie lediglich maximal ein Junges zur Welt bringen können. Bolivianer, die eien Fötus finden, oder auch erfrorene oder verhungerte Jungtiere, bringen sie zu den Hexen.

All diese Geschichten, machen La Paz für mich unendlich spannend.

 

Meine Aktivitäten

Walking City Tour mit HanaqPacha Travel

Kosten: 20 Bs. (etwa 2,40 €) + Trinkgeld

Die Tour war ursprünglich, wie die üblichen Walking Tours, lediglich auf Trinkgeldbasis. Von der Regierung wurde jedoch die Auflage erteilt, ein kleines Entgelt zu verlangen, um der Konkurrenz keinen zu großen Schaden anzurichten.

Treffpunkt: Mo - So 10:00 Uhr und 15:00 Uhr, San Francisco Kirche (Buchung im Voraus nicht nötig)

Die Tour lohnt sich! Ich fand es super interessant und das für kleines Geld.

Cable Car Tour mit HanaqPacha Travel

Kosten: 50 Bs. (etwa 6,00 €)

Natürlich kann man auch eigenständig mit der Seilbahn über La Paz schweben, aber auch hier lohnt es sich, die paar Euro in die Hand zu nehmen. Man erfährt so wahnsinnig viele Hintergründe und die Guides der Agentur sind äußerst sympatisch. Sie sprechen unter Anderem Englisch und gehen auf jede Frage ein. Im Preis sind die Fahrten enthalten.

Donnerstags und sonntags ist in El Alto ein großer Markt, weshalb ich empfehle, die Tour nach Möglichkeit an einem dieser Tage zu machen.

Treffpunkt: Mo - So 11:00 Uhr und 15 Uhr, San Francisco Kirche

Die Buchung im Voraus ist erforderlich.

Kontakt:

HanaqPacha Travel, Jaen Street 765

WhatsApp: +591 72020310

Death Road mit Xtreme Downhill

Hierüber habe ich einen separaten Artikel geschrieben. Schau mal hier.

 

Meine Unterkunft

Ich habe ziemlich zentral im The Adventure Brew Downtown Hostel übernachtet.

Im Dorm mit 14 Betten zahlte ich hier 6,00 € / Nacht inkl. Frühstück.

Endlich warme Decken, endlich heiße Duschen und Frühstück mit Kaffee oder Tee, Saft, Ei, Früchten, Brot und Marmelade. Zudem gibt es einen Innenhof mit Bar und der Möglichkeit, auch abends Kleinigkeiten zu Essen.

Zur Buchung gelangst du hier.

 

An- und Weiterreise

Ich bin per Nachtbus (Cama) mit Trans Copacabana von Sucre nach La Paz gefahren. Das Ticket kostete 180 Bs. (etwa 21,40 €). Der Ticketverkäufer musste nur erwähnen, dass es Wolldecken im Bus gibt und schon war das Ticket gekauft. Nachts ist es nämlich oft verdammt kalt in den Bussen.

Mit einem lokalen Bus ab dem zentralen Friedhof in La Paz bin ich für 20 Bs. (etwa 2,40 €) nach Copacabana weitergereist. Es gibt auch Busse, die am Busterminal abfahren, diese sind allerdings mindestens doppelt so teuer. Die Fahrt ist etwas spektakulär, da man unterwegs aussteigt und ein Stückchen per Boot (2 Bs.) über den Titicacasee fährt, während der Bus auf einer Holzfähre verschifft wird.

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